Solange wir unseren Bruder nicht erkennen ...

 

Weshalb stimmten die Menschen für die Begnadigung von Barabbas, einem Kriminellen? Weil er einer aus ihrem Volk war? Wog diese Vertrautheit für sie schwerer als sein Charakter und seine Taten? War das der Grund, dass sie ihn diesem Jesus Christus vorzogen, der nichts Böses getan hatte, ein harmloser Spinner, der sich nicht einmal wehrte oder verteidigte? "Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!"

Es ist nicht leicht, den tieferen Sinn hinter der Kreuzigung wirklich zu verstehen, bevor man nicht selbst die Stufe des göttlichen Bewusstseins erreicht hat. Aber wir können dem nahekommen, um zu verstehen, was Jesus Christus mit Sanft-Mut gemeint hat und weshalb Gott alle seine Geschöpfe gleichermaßen liebt. 

 

Ist nicht auch heute noch für viele Menschen nur derjenige ein Bruder, ein Vertrauter, ein Nahestehender, der auf derselben Wellenlänge liegt, also möglichst Wahrnehmung und Meinung teilt und damit die eigene Weltsicht bestätigt? Geht uns das eigene leidvolle Schicksal oder das des besten Freundes nicht wesentlich näher, als die Gräuel, die sich momentan noch in der Ukraine und in anderen Ländern abspielen? 

All das wird uns gerade deutlich vor Augen geführt bei nahezu allen Themen, die jetzt in unserer Gesellschaft schmerzhaft aufbrechen, und das weltweit. Wer noch dazu `anders´ denkt und handelt und nicht mit dem Strom schwimmt, erfährt sich schnell als isoliert und an den Pranger gestellt, inzwischen ganz öffentlich, auch von vormals Nahestehenden; dient er auch noch so hingebungsvoll der Wahrheit, oder vielleicht gerade deshalb.

"People don´t like what is superior," sagte die Mutter.

 

Bis wir das göttliche Bewusstsein in uns verwirklicht haben, hält jeder von uns die eigene Wahrnehmung der Welt für die richtige. Wird sie uns bestätigt, fühlen wir uns sicher, können uns leichter öffnen und die täglichen Anforderungen des Lebens besser bewältigen. Die Gespräche werden tiefer, man vertraut sich an – man `traut´dem anderen und fühlt sich nicht allein. Und so sind viele von uns permanent damit beschäftigt, ihren Mitmenschen zu gefallen, dazuzugehören,  auch, wenn die innere Stimme zuweilen etwas anderes sagt.

Für manche ist es ein lächerlicher Anspruch, in erster Linie Gott zu gefallen in seinem Reden und Tun, sie sehen darin keinen `Vorteil´. Was den Widersacher und seine Lakeien freut.

Es ist Unbewusstheit, wir sind als Menschheit einfach noch nicht weiter. Und das ist kein Grund zur Verurteilung, sondern verdient unser Mitgefühl. Denn gerade diesen Aspekt haben sich die dunklen Eliten zunutze gemacht, da er heute noch unseren "Herdentrieb" bestimmt und als Werkzeug der Spaltung gegen uns verwendet werden kann. Wir haben es zu tun mit okkult sehr versierten Mächten, die sich der halbbewussten Wesensglieder unseres Seins gut zu bedienen wissen, um die Menschen nach ihrem Willen zu lenken und die angestrebte und beschlossene Vergöttlichung so lange hinauszuzögern, wie sie können. 

 

 

Rote Linien der Mitmenschlichkeit werden überschritten

 

Seit mehr als zwei Jahren leben wir in einer Ausnahmesituation globalen Ausmaßes. Es ist menschlich, anderer Meinung zu sein, Angst zu haben, sich schützen zu wollen und für sich selbst Maßnahmen zu ergreifen. Es ist jedoch etwas anderes, aus diesen Gründen Menschen aus dem gesellschaftlichen und persönlichen Leben auszuschließen, fortwährend `Schuld´ auf sie zu werfen, sie im gemeinsamen Umfeld oder bei Behörden anzuschwärzen oder ihnen ihre Existenzgrundlage zu nehmen. Viele Menschen empfinden das als unverzeihlich.

Das Bedürfnis nach dem Schutz der Sippe ist etwas, das uns seit Jahrtausenden innewohnt. Nicht selten war ein Ausgestoßener zur damaligen Zeit dem Tode geweiht. Einsamkeit und Alleinsein durch Ausgrenzen aus der Gesellschaft, Familie oder dem Bekanntenkreis bedrohen heute nicht mehr unser Leben, aber sie werden als sehr schmerzhaft erfahren. Von manchen Menschen als so leidvoll, dass sie krank werden, sich selbst aufgeben oder irgendwann freiwillig aus dem Leben scheiden. 

Wie viel war die Liebe wert, wenn ein Familienband, eine Freundschaft, eine Ehe an diesen Themen zerbricht? Ganz abgesehen davon, dass es vielen Wahrheitskämpfern darum geht, ihren Mitmenschen Leid zu ersparen. Sie denken dabei nicht nur an sich selbst und viele von ihnen arbeiten weiterhin an einer besseren Welt für uns alle, ungeachtet der Konsequenzen, die das für sie hat.
Man kann den Menschen zugutehalten, dass genau diese Spaltung das Ziel gewisser Eliten war. Aber es zeigt eben auch ganz deutlich, dass es zum gegenwärtigen Bewusstseinsstand der Menschheit immer noch möglich ist. Da ihre innere Autorität, ihr seelisches Wesen, noch nicht weit genug entwickelt ist, um Gott als die alleinige Autorität anzuerkennen. Viele können deshalb Lüge nicht von Wahrheit unterscheiden und suchen menschliche "Führer" im Außen, denen sie ihr Vertrauen schenken. Und nur wenige dieser menschlichen Führungspersonen verfügen bislang über ein gehobeneres Bewusstsein. Oft genug ist das Gegenteil der Fall und die sogenannten „Alphatiere“ beeindrucken weniger durch Kompetenz, als durch vitale Stärke und Eloquenz, die man sich in gewissen Kreisen bewusst in Rhetorik- und NLP-Kursen antrainiert, um die Massen überzeugender belügen und manipulieren zu können. Es ist eine Marketingstrategie, um die Ware "Mensch" erfolgreicher davon zu überzeugen, dass sie genau das will, was man ihr `verkauft´. Und es funktioniert nur, weil viele Menschen diese Ebene der vorteilhaften (Selbst)Täuschung selbst noch nicht verlassen haben. 

 

 

 

Vergeben, Vergessen und Verzeihen

 

Mir geht es bei diesem Blogeintrag nicht um die Verbrechen gegen die Menschlichkeit, begangen an den Völkern dieser Erde durch sichtbare und unsichtbare Vertreter bestimmter Mafiagruppierungen, politischer und kirchlicher Eliten oder Geheimgesellschaften. Dass Vergeben oder Verzeihen im Sinne von „unter den Teppich kehren“ inakzeptabel ist, versteht sich von selbst, sie missachteten Gott und das Leben. Viele dieser Kandidaten rudern in diesen Tagen zurück und bemühen rhetorische Vergebungsphrasen, weil sie festsitzen und keinen Fluchtweg mehr haben. Denn könnten sie weitermachen wie bisher, würden sie es tun. Deshalb muss man sie aus dem Spiel nehmen und vor Gericht stellen. Verbrechen müssen geahndet und bestraft werden, um weitere Verbrechen zu verhindern und die anständigen Menschen zu beschützen. Zumal diese "Eliten" über finanzielle und technologische Möglichkeiten verfügen, denen der gewöhnliche Bürger nichts entgegenzusetzen hat. Falls nicht gar Besessenheit und Unterstützung durch feindliche vitale Entitäten vorliegt, Wesenheiten, die uns Menschen an Fähigkeiten weit überlegen und deshalb immer einen Schritt voraus sind.  

Innerlich verzeihen kann man ihnen jedoch sehr wohl, ich teile ihn nicht, den Slogan "Wir vergeben und vergessen nicht". Es kommt jedoch darauf an, was man darunter versteht und von welcher Ebene des Bewusstseins aus man ihn betrachtet.

 

Mir geht es um die Menschen guten Willens, die in diesen Tagen großes Leid erfahren und sich fragen, wie sie das alles weiterhin bewältigen sollen. Die Kommunikation der Menschen untereinander ist sehr schwer geworden und weltweit hat eine energetische Decke aus `Versteinerung´, Erschöpfung und ohnmächtigem Aufbegehren die Psyche der Menschen im Griff. Auch, wenn im Hintergrund weitergekämpft wird.

Die Schäden der letzten Jahre haben Gestalt angenommen und die guten Nachrichten über das, was sich im Hintergrund vorbereitet, setzen sich nur langsam durch. Noch greifen sie zu wenig, um den einfachen Bürger zu erreichen, wir brauchen Geduld.

 


Wunden im unmittelbaren Lebensumfeld heilen

 

Wie geht man mit all den Verwerfungen in der Familie oder im Freundeskreis um? Wie lassen sich die Burggräben überwinden, ohne das Gift der Verbitterung im Verborgenen weiter zu nähren? Indem wir uns darauf besinnen, dass wir alle menschliche Wesen mit einem begrenzten Bewusstsein sind.

Vielleicht ist es an der Zeit, unsere Aufmerksamkeit in uns selbst zurückzuziehen, innezuhalten, zur Ruhe zu kommen und den Status quo so zu akzeptieren, wie er ist: Wir dürfen verletzt, wütend, enttäuscht, gekränkt und verbittert sein, wir haben das Recht dazu. Es ist gut, die Hektik des äußeren Lebens anzuhalten, dafür findet jeder ein bisschen Zeit, um in sich selbst hinabzutauchen, Inventur zu machen und aufzuräumen. Diese Zeit ging an keinem von uns spurlos vorüber und wir werden an den Folgen noch länger zu arbeiten haben. Das erfordert Kraft und Aufrichtigkeit.
Es ist deshalb gut, sich erst einmal selbst zu vergeben, dass man so empfindet – auch jenen gegenüber, die das in uns auslösten. Es ist menschlich, wir müssen nicht permanent für andere äußere Stärke demonstrieren, die ohnehin auf tönernen Beinen steht. Wir alle sind Kinder Gottes, und wir dürfen hin und wieder in die Selbstfürsorge gehen und uns fragen:

 "Was macht das alles mit mir? Wie geht es mir damit? Will ich wirklich so sein und mich weiterhin so fühlen? "

Man erlaubt den schmerzhaften Regungen im Inneren, zu sein, wenn sie ohnehin bereits in uns schwelen. Es hilft nicht, sie zu leugnen oder fortwährend ein lächelndes Pflästerchen darüber zu kleben. Man nimmt sich die Zeit und schaut sie sich an, ohne sie zu bewerten ...

Versucht man tatsächlich, diese negativen Emotionen in sich zu verorten, stellt man fest, wie sie plötzlich ihr Rumoren einstellen und sich unserem Zugriff entziehen. Man hat das Licht einer konzentrierten Bewusstheit auf sie gerichtet, ein höheres Bewusstsein als das, in dem wir für gewöhnlich in der Unrast des Alltags leben, wo wir lieber verdrängen und "funktionieren". Plötzlich erkennen wir alle negativen Emotionen als das, was sie sind: Ein nicht nur überflüssiger, dunkler Energieräuber, sondern ein gewaltiger Blender und Täuscher, da er im Lichte des höheren Bewusstseins seine Macht verliert und sich auflöst. Bleiben wir konzentriert, am besten mit geschlossenen Augen, nehmen wir statt seiner jetzt einen wohltuend stillen, weiten Raum in uns wahr, der dem nahe kommt, was wir wirklich sind. Ruhe, Weite und Frieden bringen Klarheit, sie bringen eine andere Bewusstseinsqualität in diese Welt.  

Das ist für mich die Bedeutung von Vergeben, Vergessen und Verzeihen, die uns weiterbringt.

 

Erst, wenn ich Schmerz, Wut, Groll, Schuld, Anklage, Hass oder Selbsthass etc. aus mir selbst hinausgeworfen habe, kann ich darüber nachdenken, anderen zu verzeihen. Haben sich die schwarzen Wolken in einem selbst verzogen, blickt man mit klareren Augen auf denjenigen, der uns verletzt hat. Man versteht, dass er uns nichts Böses wollte, er war einfach nicht in der Lage, anders zu denken, zu fühlen und zu handeln. Auch er wird bestimmt von einem angelernten Repertoire an leicht zu triggernden Emotionen und Vermeidungsverhalten, dem er Rechnung trägt. Eines der stärksten Vermeidungsverhalten in uns Menschen ist das Umgehen von Schmerz. Im Grunde eint uns das, nur geht eben jeder auf seine individuelle Weise damit um. Wie auch immer rechthaberisch, selbstgefällig oder angriffig die Fassade erscheinen mag, sie verdeckt nur die Verletzlichkeit und Schwäche dahinter.

Fangen wir also bei uns selbst an und stellen wir uns dieser inneren Bestandsaufnahme, geben wir höheren, seelischen Tugenden Raum: der Großmut. Manchmal erfordert es tatsächlich großen Mut, das zu tun. Dem Mitgefühl: In diesem Bewusstsein blicken wir mitfühlender auf uns und auf andere, sind anderen Argumenten zugänglich, weniger verletzlich und verletzend. Ein `Puffer´hat sich gebildet. Verzeihen und Vergeben dienen in erster Linie uns selbst. Wenn wir sie in uns selbst gemeistert haben, können wir diese Energie an andere weitergeben und dazu beitragen, dass die Kommunikation sich entspannt und der andere sich wieder `traut´, uns entgegenzukommen. 

Um der Gerechtigkeit zu ihrem Recht zu verhelfen, sofern wir in der Lage sind, Dinge richtig einzuschätzen, bedarf es unseres Grolls und unserer Empörung nicht, im Gegenteil. Es braucht einen klaren, unumwölkten Verstand und ein ruhiges, unaufgeregtes Herz.


Wurde eine zerbrochene Beziehung bis dahin getragen von einer stabilen Basis des Miteinanders, wird sie einer kommenden Aufarbeitung vermutlich standhalten. Bringt sie jedoch bestehende Risse und Unaufrichtigkeiten ans Licht, die unüberwindlich sind, ist es Zeit, loszulassen. Blutsbande sind nicht unbedingt seelische Bande, und es kann sein, dass wir im Leben Menschen begegnen, die uns seelisch näher sind als unsere Herkunftsfamilie. Die seelische Nähe ist in jedem Fall das, was schwerer wiegt. Auch, wenn manche Menschen das noch nicht verstehen oder unter Schuldgefühlen leiden, wenn sie dem dann nachgeben. Wir sollten dabei nur die weit verbreitete Gewohnheit ablegen, Menschen, zu denen wir eine Beziehung beenden, das Gefühl zu geben, sie wären `schuld´ oder minderwertig, um uns besser von ihnen lösen zu können.

Wir wurden in unseren Inkarnationen in viele unterschiedliche Familienlinien hineingeboren und wuchsen immer wieder mit anderen Geschwistern auf. Wer also von all den Menschen auf dem Planeten ist heute mein Seelenbruder oder meine Seelenschwester und wer nicht? Wenn selbst das nicht zählt, so besteht doch der unumstößliche Umstand, dass die Essenz unserer aller Seelen ein und derselben göttlichen Essenz angehört. Verletzen wir andere, in Gedanken, Wort oder Tat, verletzen wir uns selbst.

Nichts anderes liegt den karmischen Gesetzen zugrunde und sollte Basis der kommenden Aufarbeitung sein, wenn wir es zukünftig besser machen wollen. 

 

 

 

Sind da Dinge, die sich ganz und gar nicht in Gottes vollkommenes Bild wandeln oder bessern lassen wollen, so mögen sie mit Zartheit im Herzen, doch schonungslos im Zerschlagen zerstört werden.

Aber vergewissere dich erst, dass Gott dir dein Schwert und deine Sendung gegeben hat.

 

Sri Aurobindo

 

 

 

 

Schuld

 

Wir leben in einer Zeit der sich hochschaukelnden Schuldzuweisungen, was nicht verwundert bei all der Informationsflut an Ungeheuerlichkeiten, die sich bald über uns ergießen wird.

Die Verwendung des Begriffs "Schuld" trägt im Sprachgebrauch zwar zum schnelleren Verständnis bei, spirituell betrachtet steht das Gefühl von Schuld jedoch eng im Zusammenhang mit Scham, Apathie, Groll und (Selbst)Hass und gehört den niederen Bewusstseinsebenen an. In der Kategorie von "Schuld" zu verharren und zu denken, hält uns auf diesen Ebenen gefangen.

Der Begriff `Schuldkult´ macht in diesen Tagen immer wieder die Runde. Anschuldigungen sind schon immer ein beliebtes Mittel in unserer Gesellschaft, um zu manipulieren oder zu bestrafen.

Schuld richten wir gegen uns selbst in Form von Gewissensbissen, Masochismus oder der ganzen Palette der Opferrollen, die wir einnehmen.

Die Vorstellung von Schuld und „Sünde“ führte in ihrer Zuspitzung zur Selbstgeißelung oder zur Ausbeutung, Kontrolle oder Bestrafung anderer durch religiöse Demagogen, bis hin zu unvorstellbarer Grausamkeit.

Letztendlich projizierte man die eigene Vorstellungswelt von Schuld und Sünde auf Gott, der nun strafend über uns zu Gericht sitzt oder in einer fernen Zukunft unbarmherzig über uns richten wird. So übermittelten es uns jene, die sich selbst zu Vertretern Gottes auf Erden ernannten, um uns auszubeuten. Manchen Menschen ist dieses schreckliche Gottesbild mittlerweile so "eingefleischt", dass sie nicht in die Wertschätzung ihres eigenen Wesenskerns finden.

 

Viele von uns tragen ein permanentes Schuldgefühl in Form des `Unwürdigseins´ in sich, ohne sich dessen bewusst zu sein. Andere wiederum kompensieren es, indem sie versuchen, dem in esoterischen Kreisen beliebten Slogan "Liebe dich selbst!" zu folgen. Dahinter verbirgt sich meist der egoistische Wunsch, nicht Gott (in mir) zu lieben, sondern geliebt zu werden. Das innere Kind fordert Aufmerksamkeit ein, und das mutet etwas trotzig an: "Wenn mich kein anderer liebt, dann mach ich es eben selbst, basta!". Das birgt die Gefahr, das äußere Ego (vielleicht auch spirituell-dekorativ) aufzublähen, weil man es mit dem wahren Selbst im Inneren verwechselt. Menschen, die viel über Liebe sprechen, verleihen sich dadurch gern einen spirituellen Anschein. Und ein sogenanntes `spirituelles Ego´ ist sehr schwer zu überwinden.

Besser, man übt sich darin, still zu sein und sich fortwährend seinem seelischen Wesen zu geben, zu lauschen, es zu suchen, bis man eins mit Ihm wird. Dann IST man Liebe, die wahre, bedingungslose Liebe, die sich still in die Welt hinein verströmt – ohne zu werten, allem und jedem gegenüber. So oft man auch aus diesem Zustand wieder herauskippt, gelingt es einem immer leichter, ihn wiederzufinden, denn unser seelisches Wesen eint sich sehr gern mit unserem äußeren Bewusstsein und hilft uns dabei, unsere niedere Natur zu überwinden, indem es sie immer mehr `durchseelt´.

Dann verschwindet er für immer, der permanente, latente Schmerz und die Einsamkeit, von unserer wahren göttlichen Quelle abgeschnitten und nicht genug geliebt zu sein.  

 

 

Die Vorstellung von Gut und Böse

 

Sie ist tief in uns verwurzelt. Versucht man, den anfänglichen Ursachen von Schuld zu folgen, immer weiter zurück in die Vergangenheit, noch hinter die der kindlichen Prägungen und hinein in die genetischen und karmischen Wirkungen unserer langen Ahnenreihe, landet man bei der Vertreibung aus dem Paradies. Deshalb ermahnte uns Jesus Christus: „Wer frei von Sünde, der werfe den ersten Stein!“, als der eifernde Mob eine Ehebrecherin steinigen wollte. Wer hob den ersten Stein auf? Wer unterlag dem Gruppenzwang und machte mit, weil die anderen es auch taten? Wer von ihnen hatte sich in seiner Phantasie oder real schon desselben Verbrechens schuldig gemacht? 
Wie oft haben wir alle im Laufe der Evolution „Schuld“ auf uns geladen und lebensfeindlich gehandelt? Taten wir es, weil wir böse waren oder aus Unwissenheit? Wie leicht lassen sich Schuldgefühle in uns triggern? Sie haben eine lange "Tradition".

Oft ist Verharren in Schuldgefühlen die unbewusste Weigerung, sich in der eigenen Entwicklung weiterzubewegen und den anstrengenden Teil der Überwindung auf sich zu nehmen, um in die eigene Kraft zu kommen.


Später im Leben versteht man meist, an welcher Stelle man falsche Entscheidungen getroffen hat, denn nach Jahren der Erfahrung weiß man es besser. Man betrachtet seine früheren Handlungen in einem neuen Kontext und erkennt vermeintliche Fehler als natürliche Folge von Entwicklung, Lernen und Verlernen. Vielleicht mussten wir sie sogar machen, um eine neue Richtung einzuschlagen?

Ein gesundes Bedauern darüber ist ausreichend. Ein Verharren in anhaltender Selbstanschuldigung macht uns nur krank oder verleitet uns dazu, sie ins Unterbewusste zu schieben oder auf andere zu werfen. Wobei wir leicht vergessen, dass alles, was wir ins Unterbewusstsein verdrängen, von dort aus weiterhin unsere Glaubensmuster speist. 

Menschen, die uns ständig angreifen, werfen meist ihre eigenen Probleme und Unzulänglichkeiten auf uns, um sich selbst zu ent-schulden. Sie können sich selbst nicht verzeihen. Nicht selten haben sie unter Magenproblemen zu leiden, weil sie etwas nicht `verdaut´ haben. Oder ihnen passieren immer wieder Unfälle, da sie sich unbewusst selbst bestrafen.

Die gesündeste Form der Vergebung ist die Akzeptanz der Begrenztheit des menschlichen Seins. Sie mündet bestenfalls in die Absichtserklärung, sich auf das eigene innere Wachstum zu konzentrieren und Fehler nicht zu wiederholen. Solange unser höheres Bewusstsein umnebelt ist von unserer niederen Natur, bewegen wir uns alle mehr oder weniger blind umhertappend voran.


Manchmal empfinden wir `Schuldgefühle´, bevor wir im Begriff sind, einen Fehler zu begehen. Wir waren vielleicht schon einmal in einer ähnlichen Situation und wollen ihn nicht wiederholen. Dann kann dieses Gefühl einen warnenden, erzieherischen Wert haben.

 

 

Schuld ist eine Egofalle

 

Übermäßiges Schuldgefühl kreiert eine selbstverliebte Tragödie, von der sich das Ego gern ernährt: Die eigene tragische Geschichte, in der wir der Held sind. Oder wir projizieren sie als moralische Entrüstung nach außen und klagen an. Findet man selbst nicht aus diesem Kreislauf heraus, ist es wie bei allen negativen Emotionen hilfreich, die göttliche Gnade anzunehmen und sich aus seinem Irrtum herausführen zu lassen. Es mag sein, dass man dabei keine Dankbarkeit oder Genugtuung aus seinem menschlichen Umfeld erfährt, aber wir werden es spüren durch einen deutlichen Zuwachs an Stärke und Selbstvertrauen. Wir werden unabhängiger von der Meinung anderer.

Holen wir die Erinnerung an erlittene Schmach in Gedanken immer wieder zurück, gehen wir dem Ego auf den Leim, das davon lebt, uns schwächt und leichter zum Opfer für äußere Manipulation macht.


Genauso wenig müssen wir in Beziehungen verharren, die nur noch zusammengehalten werden von einem Konglomerat aus Gewohnheit, negativer Abhängigkeit, stiller Schuldzuweisung oder Selbstvorwürfen und falsch verstandener Loyalität –, statt sich auf offene Wertschätzung, Freundschaft und Liebe zu gründen. Grundsätzlich ist es so, dass karmische Verstrickungen sich von selbst aufzulösen beginnen, wenn wir alles damit zusammenhängende verstanden haben. Man darf sich also ohne Schuldgefühle lösen von Menschen, die einem nicht mehr guttun und das eigene Voranschreiten behindern. Sollten wir unsere Lektion daraus nicht gelernt haben, wird sie uns in Form anderer Menschen ohnehin erneut begegnen.

 

 

Der Herr erschafft Freundschaften. Der Herr beendet Freundschaften. Der Herr macht uns einsam, damit wir für seine immerwährende Freundschaft bereit werden; wenn wir dafür bereit sind, verschwindet alle Einsamkeit und wir fühlen beständig Seine wohltuende Gegenwart, die alle Einsamkeit verbannt.

 

Die Mutter

 

 

 

Es heißt, unser seelisches Wachstum findet hier auf der Erde statt

 

 

 

Wäre uns bewusst,

dass wir alle dasselbe Ziel haben,

würden wir nicht an entgegengesetzten Enden ziehen, sondern am selben Strang.

 

 

Nicht im Jenseits nach unserem Tod, hier auf der Erde ist unser primäres Arbeitsfeld, umgeben von unseren Seelenbrüdern und Seelenschwestern. Wir müssen fortwährend Geduld aufbringen, um sie hinter der verzerrten Maske des Egos zu erkennen und ihnen in Liebe zu begegnen. Was nicht bedeutet, alles, was sie sagen und tun, stillschweigend gutzuheißen und hinzunehmen. Das wird so lange Mühe und Anstrengung erfordern, bis wir unsere Egos überwunden haben durch die innere Arbeit, die Durchseelung all unserer Wesensglieder. Bis dahin werden wir viel gesundes Verzeihen, Vergeben und Vergessen praktizieren müssen, damit verhärtete Emotionen unser Voranschreiten nicht in Form inneren Widerstands behindern.

Bis wir unseren Bruder erkennen und wissen, dass es nichts zu verzeihen gibt.

 

Verzeihen und Vergeben bedeutet nicht, sich gegenseitig Schuld aufzurechnen. Es bedeutet die höhere Erkenntnis, dass wir aus freien Stücken immer wieder auf der Erde inkarnieren, um als Menschheitsfamilie im gemeinsamen Miteinander unsere Evolution hin zu einem vergöttlichten Wesen zu bewältigen. Es heißt, anzuerkennen, dass unser Bewusstsein und Wissen zu begrenzt sind, um über andere zu urteilen. Dass unsere Wege sich zwar kreuzen, aber nicht identisch sind.

Es geht nicht darum, die Ellbogen auszufahren, besser zu sein als unsere Brüder und Schwestern, schneller ans Ziel zu kommen oder "Erster" zu sein. Besser ist es, wir gestehen allen dasselbe Recht auf Wachstum zu und bringen ihnen dieselbe Geduld und Großzügigkeit entgegen, wie uns selbst.

Ob wir grollen oder nicht, strafen oder nicht, uns empören oder nicht: Die Welt wird sich auch ohne unseren "heiligen Zorn" weiterentwickeln, denn Alles ist der Höchste im Werden.  Vertrauen wir Seiner Führung und hüten wir uns davor, eigene Beweggründe vorschnell als die Seinen auszugeben.  

 

Wie lange braucht es diese Erstickung noch, bis wir die Augen öffnen und uns wirklich für etwas anderes öffnen?

 

Vielleicht kann uns eine kleine Visualisierung helfen: Projizieren wir uns und alle Menschen um uns herum in die wunderschöne Zukunft, wie wir sie uns vorstellen und für uns alle wünschen. Wagen wir dann aus dieser Perspektive einen Blick zurück in die heutige Zeit:

Wie wollen wir uns darin sehen und erleben, jetzt, im Jahre 2022 ...?

 

 

Ich sollte meinen Nächsten nicht darum lieben, weil er nahe ist, – denn was ist Nähe und Ferne?

Auch nicht darum, weil die Religionen mir sagen, er sei mein Bruder – denn worauf beruht jene Brüderlichkeit?

Sondern darum, weil er ich selber ist.

Nähe und Ferne betreffen den Körper, das Herz geht darüber hinaus. Brüderlichkeit ist eine des Blutes, der Heimat, der Religion oder der Menschheit, aber wenn sich der Eigennutz meldet, was wird dann aus dieser Brüderlichkeit?

Erst wenn man in Gott lebt und Geist und Herz und Leib in das Bild Seiner allumfassenden Einheit prägt, wird diese tiefe, selbstlose und unbeirrbare Liebe möglich.

 

Sri Aurobindo

 

 

 

 

Den Sünder zu hassen ist die schlimmste Sünde, denn es bedeutet, Gott zu hassen, doch wer sie begeht, brüstet sich dazu noch mit seiner höheren Tugend.

 

Sri Aurobindo

 

 

 

Auszug aus Mutters Kommentar dazu:

 

Es gibt keine einzige Sünde, die nicht unsere Sünde ist ...

Die Erfahrung hat man, wenn man aus irgendeinem Grund in Berührung kommt mit dem allheitlichen Bewusstseinszustand (nicht in seiner grenzenlosen Essenz, aber auf irgendeiner Ebene der Materie). Es gibt ein atomisches Bewusstsein, dann ein rein stoffliches und noch viel mehr ein allgemeines psychologisches Bewusstsein. Wenn man durch eine Verinnerung, eine Art Ablösung vom Ego, in Verbindung tritt mit diesem Bewusstseinsbereich, sagen wir, dem ... kollektiv-menschlich psychologischen Bewusstsein ..., dann fühlt, sieht oder weiß man sich natürlich, durch diese Identifikation, zu jeder menschlichen Regung fähig, überall. Das ist bis zu einem gewissen Grad ein Wahrheitsbewusstsein – dieser ichbezogene Sinn von dem, was euch zugehört oder nicht zugehört, was ihr tun könnt oder nicht tun könnt, verschwindet in dem Augenblick; man erkennt, das menschliche Bewusstsein ist grundsätzlich so gebaut, dass jedermann zu allem fähig ist. Und da man in einem Wahrheitsbewusstsein ist, stellt man zugleich fest, dass Urteilen, Verabscheuen und Verwerfen Unsinn ist. Alles ist der Möglichkeit nach da.

Und dann gibt es gewisse Kraftströme (die man gewöhnlich nicht verfolgen kann: man sieht sie kommen und gehen, aber ihren Ursprung und ihre Richtung kennt man im allgemeinen nicht); wenn irgendeiner dieser Ströme in euch eindringt, kann er euch zu allem veranlassen.

Bliebe man immer in diesem Bewusstseinszustand und bewahrte dabei in sich die Agni-Flamme, die Flamme der Läuterung und des Fortschritts, so würde man nach einer gewissen Zeit nicht nur fähig, diese Regungen daran zu hindern, in einem aktive Form anzunehmen und sich materiell auszudrücken, sondern man vermöchte sogar auf die Natur der Regung einzuwirken und sie umzuwandeln. Aber es versteht sich – außer man hat eine sehr hohe Stufe der Verwirklichung erreicht –, dass es praktisch unmöglich ist, diesen Bewusstseinszustand lange zu behalten. Fast sofort fällt man in das egoistische Bewusstsein des gesonderten Ichs zurück; und dann kommen all die Schwierigkeiten wieder: Widerwille, Empörung über gewisse Dinge, der Abscheu, die sie euch verursachen, usw.

Es ist wahrscheinlich, ja sogar sicher, dass diese Regungen von Widerwillen und Empörung so lange notwendig sind, bis man selbst ganz und gar umgewandelt ist, um ihnen die Tür zu verschließen; denn es geht ja darum, sie sich nicht bekunden zu lassen. ...

 

Im Grunde sind Abscheu, Empörung, Wut, all diese gewaltigen Regungen, notgedrungen solche des Unwissens, der Begrenztheit, mit all der Schwäche, die Begrenztheit mit sich bringt. Empörung ist Schwäche – das Gefühl eines machtlosen Willens. Man will (oder meint zu wollen), man fühlt, man sieht, dass die Dinge nicht sind, wie sie sein sollten, und lehnt sich auf gegen das, was dem Gesehenen nicht entspricht; wäre man aber allmächtig, wären Wille und Schau allmächtig, so gäbe es keine Ursache zur Empörung, man würde sehen, dass alle Dinge stets so sind, wie sie sein müssen. Steigen wir ganz hinauf und einen uns dem Bewusstsein des höchsten Willens, so sehen wir, dass in jeder Sekunde, in jedem Augenblick der Welt alles so ist, wie der Höchste es will. Das, das ist Allmacht und vollkommene Freiheit zugleich; alles übrige sind Annäherungen. ... Und dann, wenn man diese Erfahrung macht, stellt man fest, dass mit dieser höchsten Freiheit und dieser höchsten Macht auch der völlige Friede kommt und eine Heiterkeit, die einen nicht mehr verlässt. Empfindet ihr also etwas anderes, eine Empörung, eine Abneigung, etwas, das ihr euch nicht eingestehen könnt, so bedeutet das, dass in euch ein Teil ist, der von der Umwandlung nicht berührt ist, etwas, das das alte Bewusstsein behalten hat, das eben noch unterwegs ist – das ist alles.

 

 

Die Mutter über Tugendhaftigkeit und Selbsttäuschung:

 

... im Grunde gibt es zwei Arten, sich selbst zu täuschen, die sehr verschieden sind. Man kann beispielseise sehr wohl an gewissen Dingen Anstoß nehmen – und zwar nicht aus persönlichen Gründen, sondern eben in seinem guten Willen und seinem Eifer, dem Göttlichen zu dienen – wenn man Leute sieht, die sich schlecht verhalten, ichsüchtig, untreu, verräterisch sind. Es gibt eine Stufe, wo man diese Dinge überwunden hat und sie sich nicht mehr bekunden lässt; aber soweit man noch zu dem gewöhnlichen Bewusstsein und der gewöhnlichen Betrachtungsweise, dem gewöhnlichen Leben und dem gewöhnlichen Denken in Beziehung steht, sind sie der Möglichkeit nach noch da, sie existieren auf latente Weise, weil das die Rückseite der Qualitäten sind, die man anstrebt, und dieses Gegenteil besteht immer, bis man darüber hinausgestiegen ist und weder die Qualität noch den Mangel besitzt. Solange man Tugend hat, trägt man immer auch ihr schlummerndes Gegenteil in sich; erst, wenn man jenseits von Tugend und Fehlern steht, hört das auf. Diese Art Entrüstung rührt also daher, dass man nicht vollkommen darüber steht; man befindet sich in der Periode, wo man gewisse Dinge ganz und gar missbilligt und sie auch nicht tun könnte. Soweit ist nichts dagegen einzuwenden, außer, wenn man dieser Entrüstung gewaltsam Audruck verleiht.

 

Mischt sich Zorn darein, so zeigt das an, dass etwas wie ein völliger Widerspruch klafft zwischen dem Gefühl, das man haben will, und der Reaktion anderen gegenüber. Denn Zorn ist eine Entstellung vitaler Kraft – er verrät ein dunkles und durchaus ungebessertes Vitales, das immer noch allen gewöhnlichen Wirkungen und Rückwirkungen unterworfen ist. ...

Im übrigen ist Zorn wie alle Gewaltsamkeit ein Zeichen von Schwäche, Unvermögen und Unfähigkeit.

Und die Selbsttäuschung liegt hier nur in der Billigung, die man dem erteilt, oder im schmeichelhaften Beiwort, das man dazusetzt – denn Zorn kann nur etwas Blindes, Unwissendes und Asurisches sein, das heißt, etwas dem Licht Entgegengesetztes.

 

 

 

Den Gott der Schönheit und des Guten im Hässlichen und Bösen zu fühlen und zu lieben und es dennoch mit äußerster Liebe von seiner Hässlichkeit und Boshaftigkeit heilen zu wollen,

das ist wahre Tugend und Moral.

 

Sri Aurobindo

 

 

 

 

 

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