Sollte man ein Kind vor den `Hässlichkeiten´ der Welt abschirmen?

 

In einem der vielen Briefe, die die Mutter erreichten, beklagte sich jemand über die Auswahl der Filme im Ashram. Nach Meinung der Verfasserin sollte man nur Filme zeigen, die „lehrreich sind und großartige Dinge zeigen …“
Hier ist Mutters Antwort in dieser Angelegenheit:


Damit ein Film großartige Dinge darstellen kann, sollten die Leute diese wunderbaren Dinge erst einmal leben. Oder nicht?
Sie schrieb mir sogar, dass eine ganze Gruppe von Lehrern ein Rundschreiben aufsetzen will, um für eine Änderung zu plädieren – ich mag das überhaupt nicht. Das ist die Mentalität eines kleinen Pensionats. Also schrieb ich gestern eine Antwort:


    „Man würde den Kindern gern in filmischen Vorbildern zeigen können, wie das Leben sein sollte, aber davon sind wir noch sehr weit entfernt. Solche Filme müssen erst noch gemacht werden. Heutzutage zeigt das Kino meistens noch das Leben, wie es nicht sein sollte, und zwar auf hinlänglich schlagende Weise, um nichts als Ekel zu erregen.
Auch dies ist eine nützliche Vorbereitung.
Im Ashram werden Filme nicht zur Unterhaltung, sondern als Teil der Erziehung zugelassen. Damit stellt sich das Problem der Erziehung.
Wenn wir davon ausgehen, dass ein Kind keinen Dingen ausgesetzt werden soll und nichts lernen, wissen und kennen darf als das, was es rein und frei von allen niederen, vulgären, gewalttätigen und degradierenden Regungen erhalten möge, dann muss der Kontakt mit der gesamten übrigen Menschheit mit einem Schlag unterbunden werden, angefangen mit all den Kriegsgeschichten, den Mordfällen und Konflikten, all den Lügen und Betrügereien, die man "Weltgeschichte" nennt; auch der gegenwärtige Kontakt mit der Familie, den Eltern, den Freunden, all dies muss unterbunden werden; sogar der Kontakt mit all den vitalen Impulsen im eigenen Wesen sollte ständig kontrolliert werden.
Dieser Gedanke war der Anlass für das hinter den Mauern eines Klosters abgeschottete mönchische Leben oder das asketische Leben in einer Höhle oder in den Wäldern.
Dieses Mittel hat sich als völlig unwirksam erwiesen, und es ist ihm nicht gelungen, die Menschheit aus ihrem Sumpf zu befreien.
Sri Aurobindo zufolge liegt die Lösung ganz woanders. Es gilt, das Leben als Ganzes zu konfrontieren, einschließlich der noch bestehenden Hässlichkeit, Lüge und Grausamkeit, während man gleichzeitig darauf achten soll, in sich selbst die Quelle aller Güte, aller Schönheit, allen Lichts und aller Wahrheit zu entdecken, um diese Quelle zum Zwecke der Transformation bewusst mit der Welt in Beziehung zu setzen.
Das ist unendlich viel schwieriger, als Ausflüchte zu suchen oder die Augen vor den Schwierigkeiten zu verschließen – und dies ist das einzig wirksame Mittel für jene, die wahrhaft stark und rein und fähig sind, die Wahrheit zu manifestieren.

Du kannst diesen Brief allen zeigen, die sich so wie Du selbst entrüsten."

 
Man muss sie ein wenig aufrütteln, sie sind so goody-goody [so bigott], oh!

 

 

Kindern brauchen, dass man ihnen Hilfen an die Hand gibt, damit sie in der heutigen Welt, so, wie sie ist, bestehen können. Das erfordert, dass sie die Welt, in der sie sich bewegen, Schritt für Schritt ihrem Alter gemäß kennenlernen, mit all ihren Makeln und Schönheiten, all den Gegensätzen, die scheinbar unvereinbar nebeneinander existieren. Die meisten Kinder werden es ohnehin entdecken und mit dem Finger darauf zeigen. Sowie sie ein untrügliches Gespür dafür haben, ob wir das, was wir sie lehren, auch selbst beherzigen und leben.

Erkennen sie die Welt so, wie sie gegenwärtig noch ist, wird das in vielen von ihnen den Wunsch wecken, sie besser machen zu wollen.

Wenn sie dann ihre ersten Ideen dazu kreieren, sollten wir uns davor hüten, ihnen eine `kalte Dusche´ zu verpassen, so phantastisch ihre Vorstellungen in der ersten Begeisterung auch anmuten. Dass eine Bewegung aus dem Handgelenk mit einem selbstgebastelten Zauberstab dafür nicht ausreicht, werden sie schnell selbst herausfinden.

Ist ein spiritueller Sucher in der Lage, Siddhis zu entwickeln, die gewöhnliche Menschen als unmöglich oder als Wunder bezeichnen, weshalb sollten Kinder nicht irgendwann dazu in der Lage sein? Ihr Glaube an sich selbst und ihre Hingabe an das Leben sind noch nicht davon abhängig, was der Nachbar denkt und ob das Geld am Monatsende reicht. Sie gehen an die Dinge noch wesentlich offener, geradliniger und unbekümmerter heran. 

Was der Geist ersinnen oder empfangen kann aus den höheren geistigen Regionen, das wird der Mensch irgendwann verwirklichen. Und unsere Kinder gehören der Zukunft. Wir haben nicht das Recht, von ihnen zu fordern, dass sie unsere eigenen Vorstellungsgrenzen einhalten, denn sie werden uns überleben.

Seit dem letzten Jahrhundert ist zu beobachten, dass immer mehr Kinder mit besonderen Fähigkeiten in diese Welt geboren werden. Trauen wir ihnen doch etwas zu. Wer sagt uns, dass wir es nicht mit sehr alten Seelen zu tun haben?

 

 

In der Erziehung geht es nicht darum, Kindern grenzenlose Freizügigkeit zu lehren

 

Das wäre der Weg ins Verderben, den die Globalisten anstreben. Jeder weiß, dass die sogenannte "antiautoritäre Erziehung" gescheitert ist und welche gesellschaftlichen "Blüten" sie hervorgebracht hat. Weil sie uns darin bestärkt, die Befriedigung unserer eigenen niederen Natur in den Vordergrund zu stellen.

Es geht darum, Kindern positive Werte und Tugenden zu vermitteln, die ihnen helfen, ihre Ziele zu erreichen: Die Freude, mit Ausdauer und Beharrlichkeit auf ein Ziel hinzuarbeiten, bis es verwirklicht ist. Die Geduld, die es erfordert, wenn etwas der Korrektur bedarf. Den Mut, den es braucht, weiterzumachen und es von neuem zu versuchen, wenn es nicht auf Anhieb gelingt. Die Fähigkeit, die eigenen Impulse wie Ärger, Neid oder die ständige Forderung nach Befriedigung der eigenen Wünsche zu bemeistern. Und vieles andere mehr, das ein Kind allein nicht lernen kann. 

"So sollte es sein, anstatt Kinder zur Mittelmäßigkeit mit jenem stumpfen gewöhnlichen Menschenverstand zu erziehen, der zu einer unausrottbaren Gewohnheit wird und, sobald irgendetwas gut läuft, im Menschen unmittelbar die Vorstellung hervorbringt: „Oh, das hat keine Dauer!", wenn jemand freundlich ist, den Eindruck: „Oh, es wird sich ändern!", wenn man eine Fähigkeit zu etwas hat: „Oh, morgen werde ich es bestimmt nicht so gut machen." Das ist wie eine Säure, eine zerstörerische Säure im Wesen, die Hoffnung, Gewissheit und Vertrauen in zukünftige Entwicklungsmöglichkeiten zerfrisst." (Die Mutter)

 

Entwicklungen, derer unsere Welt so dringend bedarf, daran wird wohl niemand zweifeln.

Sie werden kommen, denn die Evolution schreitet mit großen Schritten voran. 

 

 

 

 Wenn ein Kind von Begeisterung erfüllt ist, sage ihm niemals:

„Du weißt, so ist das Leben nicht!"

Du solltest es immer ermutigen, ihm sagen:

„Ja, im Augenblick sind die Dinge nicht immer so, sie erscheinen hässlich, aber dahinter ist eine Schönheit, die versucht, sich zu verwirklichen. Das ist es, was du lieben und zu dir hinziehen solltest, was du zum Gegenstand deiner Träume und Sehnsüchte machen solltest."

 

Die Mutter

 

 

 

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