Unsere unsichtbare Schutzhülle

 

 

 

Wenn sie im Gleichgewicht, harmonisch und stark ist, beschützt sie euch – beschützt euch sogar physisch – zum Beispiel vor Ansteckungen bei Krankheiten und sogar vor Unfällen.

 

Die Mutter

 

Gerade in diesen Tagen finde ich das Thema besonders wichtig. Wir stehen alle unter einem enormen Stress, bedingt durch die Coronamaßnahmen und die tatsächlichen Wahrheiten dahinter, die nun immer mehr ans Tageslicht kommen. Gleichzeitig geht ein Riss durch die ohnehin schon zersplitterte Gesellschaft, bedingt durch entsprechenden Widerstände gegen jene, die an der Wahrheitsfindung und deren Aufdeckung arbeiten.

Viele Menschen sind nicht nur direkt in ihrer Lebensführung extrem und schmerzhaft betroffen. Die allgemeine psychische Anspannung hat ihren Höhepunkt erreicht, und es fällt den meisten schwer, in ihrer Mitte und vollkommen in der Ruhe zu bleiben. Doch es gibt Möglichkeiten, zumindest seine Schutzhülle intakt zu halten. Diese unsichtbare Hülle schützt uns nicht nur vor Krankheiten, sondern warnt uns auch vor anderen Gefahren. Aber nur, solange sie keine Risse bekommt. Sind wir überreizt, müde oder geschwächt, bekommt sie Löcher. Durch sie kann alles mögliche eindringen, auch vitale schadhafte Energien, die darüber nur zu gern einfallen. 

Dabei muss man bedenken, dass wir durch unsere Spiegelneuronen auch auf Bilder und Nachrichten aller Art entsprechend empfindsam reagieren und Umfang und Art von Informationen bewusst auswählen und begrenzen sollten. 

   

Sri Aurobindo war sehr detailliert in der Beschreibung der Ebenen unseres Wesens. Ich konnte mich nie detailliert in sie einarbeiten, weil mein Verstand sich weigerte und beim Studieren schnell ermüdete. Ich denke nicht, dass das in diesem Fall eine Abwehrhaltung war. Als ich mich aus meinem Beruf zurückziehen musste, war ich schon weiter fortgeschritten als mir bewusst war. Ich hatte nicht mehr wirklich Lust, mich wie früher in ellenlange Texte zu vertiefen und mich mental damit auseinanderzusetzen. Das hatte ich jahrzehntelang von berufswegen tun müssen und zusätzlich bereits etliche spirituelle Werke verschiedener Weisheitslehrer durchgearbeitet. Ich war gesättigt von `Worten´ und die Arbeit in mir hatte sich längst auf die Körperebene verlagert, ohne dass ich es ahnte. Stundenlang im gewöhnlichen Mental zu verharren, verursachte mir Kopfschmerzen, körperlichen Stress und ein erschöpfendes  Unwohlsein, als würde ich wirklich krank. Was dann auch immer öfter vorkam bis hin zum Hörsturz.  

Im Laufe der Jahre stellte sich eine andere Art der Informationsaufnahme ein. Sie reduzierte sich mehr denn je auf das, was momentan ansteht, aber sie funktioniert `wie von selbst´, je mehr es gelingt, nicht nachdenken zu wollen

 

Mutter setzte in ihrer praktischen Arbeit funktionale Schwerpunkte und brachte dazu meist anschauliche Beispiele. Und damit kam ich immer sehr gut zurecht. So ging es in einem Gespräch mit Satprem um die verschiedene Ebenen unseres Wesens, die Sri Aurobindo angesprochen hatte: Das Unterbewusstsein, das Bewusstsein, ein unterschwelliges Bewusstsein und ein Umfeldbewusstsein. Wobei sich nach Sri Aurobindo der Kontakt zur Außenwelt über dieses Umfeld-Bewusstsein vollziehe. Es kam die Frage auf, ob es identisch sei mit dem, was man unter unserer subtilen Hülle, dem Subtilphysischen, verstehe. 

Die Frage wurde in dem Gespräch nicht wirklich beantwortet, was ich nicht weiter schlimm finde, aber in der Funktionsweise dieser äußersten unserer Schichten waren sie sich einig.  

 

Hier vorangestellt Sri Aurobindos Ausführungen: 

 

"Das Individuum ist nicht auf den physischen Körper begrenzt – nur das äußere Bewusstsein empfindet dies so. Sobald man über dieses Gefühl der Begrenzung hinwegkommt, kann man zuerst das innere Bewusstsein fühlen, das mit dem Körper verbunden ist, jedoch nicht zu ihm gehört, dann die Bewusstseins-Ebenen über dem Körper und auch ein den Körper umhüllendes Bewusstsein, das aber Teil von einem selbst, Teil des individuellen Wesens ist: durch dieses ist man in Kontakt mit den kosmischen Kräften und anderen Wesenheiten. Dieses letztere nannte ich das umhüllende (environmental) Bewusstsein." (Briefe über den Yoga I)

 

"Ohne sein Wissen strömen fortwährend  universale Kräfte in den Menschen ein. ... Doch sie gelangen nicht sofort in seinen Körper. Der Mensch besitzt ein ihn umhüllendes Bewusstsein (von den Theosophen “die Aura” genannt), in welches diese zuerst eindringen. Wenn du dir jenes dich umhüllenden Selbstes bewusst werden kannst, vermagst du den Gedanken, die Leidenschaft, die Möglichkeit oder die Kraft der Krankheit aufzufangen und daran zu hindern, in dich einzudringen. Wenn dagegen etwas aus dir hinausgestoßen wird, verlässt es dich meist nicht völlig, sondern nimmt seine Zuflucht in dieser dich umgebenden Hülle und versucht, von dort wieder in dich einzudringen. Oder aber es entfernt sich ein gewisses Stück bis zu den Grenzbereichen, manchmal auch noch weiter, und wartet, bis sich Gelegenheit für einen Versuch des Wiedereindringens ergibt."

 

"Das Erste, das man wahrnimmt, wenn man die Schranke durchbricht, ist der physisch-vitale Körper. Er umgibt den physischen Körper und bildet mit ihm zusammen das, was man als die "nervöse Hülle" bezeichnen könnte. Die Kräfte der Krankheit müssen sie durchbrechen, um den Körper zu erreichen, außer wenn es sich um ganz materielle Angriffe handelt. Man kann die Ankunft der Krankheit spüren, man kann auch in der nervösen Hülle den Teil des Körpers spüren, den die Krankheit angreifen wird oder will, denn die nervöse Hülle besitzt einen entsprechenden Teil im Körper. Die physisch vitale Hülle wird also zuerst angegriffen, dann nimmt die Kraft die Form einer Krankheit im Organismus an. Ich hatte selbst die Erfahrung, ein Fieber um den Körper herum zu haben."

(A. B. Purani, Evening Talks with Sri Aurobindo, Bd. I, S. 232)

 

"Es [das umhüllende Bewusstsein] kann ruhig werden, wenn man genügend Weite besitzt. Es ist möglich, sich seiner bewusst zu werden und sich mit dem, was hindurchgeht, auseinanderzusetzen. Wäre es nicht vorhanden, dann wäre der Mensch ohne Kontakt mit der übrigen Welt." (Briefe über den Yoga I) 

 

 

Mutter ging in ihren Ausführungen mit Beispielen näher auf diese Schutzschicht ein. Interessant ihr Hinweis auf die Synchronizitäten, die sich bei einem intakten Umgebungsbewusstsein verstärkt einstellen: 

 

„Das Subtilphysische reicht ja weit über den Körper hinaus. [Anm: Ich bin mir nicht sicher, ob sie sich hier versprochen hat, oder ob diese beiden Schichten sich überlappen.] Danach kommt das, was Théon "le sous-degré nerveux" nennt, das heißt das Zwischenglied zwischen dem Subtilphysischen und dem Vital. Diese Zwischenschicht wirkt wie ein Schutz: Wenn sie in Gleichgewicht, harmonisch und stark ist, beschützt sie euch – beschützt euch sogar physisch – zum Beispiel vor Ansteckungen bei Krankheiten und sogar vor Unfällen. Diese Erfahrung hatte ich, als ich am Val-de-Grâce wohnte. Es war in dem Jahr, als ich beschlossen hatte, die Vereinigung mit dem psychischen Wesen zu erreichen, ich konzentrierte mich von morgens bis abends und von abends bis morgens darauf. Jeden Tag verbrachte ich einige Zeit im Jardin du Luxembourg (er war gleich nebenan), dafür musste ich die ganze Rue du Val-de-Grâce hinuntergehen, dann den Boulevard Saint Michel überqueren, und dort waren Straßenbahnen, Autos, Omnibusse, der ganze Betrieb. Ich blieb in meiner Konzentration, und einmal, als ich die Straße überquerte, spürte ich eine Erschütterung ungefähr in solchem Abstand von meinem Körper [etwas weiter als der ausgestreckte Arm] und sprang spontan zurück, gerade rechtzeitig, damit die Straßenbahn vorbeifahren konnte – ich hatte nichts gehört. Ich war völlig absorbiert, und ohne diesen Schutz wäre ich sicher darunter gewesen – so konnte ich gerade noch springen, und die Straßenbahn fuhr vorbei. Da verstand ich, dass es etwas sehr Konkretes war, denn ich spürte einen Schock: nicht die Idee einer Gefahr, sondern einen materiellen STOSS. Es stimmt also, solange diese Hülle stark und unbeschädigt ist, ist man geschützt, wenn man sich aber zum Beispiel zu sehr ermüdet, sich beunruhigt, sich aufregt – alles, was Unordnung in die Atmosphäre bringt –, bewirkt das gleichsam Löcher, und alles mögliche kann eindringen.

Vielleicht meint Sri Aurobindo das?

 

Satprem: Aber ist das nicht das Subtilphysische?

 

Es umgibt das Subtilphysische unmittelbar.

 

Zuerst kommt also das Subtilphysische und danach das Umfeld-Bewusstsein?

 

Ja, das Subtilphysische ist sichtbar – man kann es sehen. Weißt du, wenn es sehr heiß ist, gibt es eine Art Hitzewellen: so ist das Subtilphysische. Das ist eine der Formen des Subtilphysischen.

Aber das Subtilphysische ist direkt hier (Geste knapp über der Haut). Manche Leute sind empfindsam im Subtilphysischen: wenn man seine Hand nähert, spüren sie es sofort. Andere bemerken nichts! Das hängt von der Empfindsamkeit des Subtilphysischen ab. Und dies [das Umfeld-Bewußtsein] liegt direkt darum herum, wie eine Hülle. Es ist wie eine Hülle, und wenn sie keine Risse hat, ist sie ein wunderbarer Schutz. Das hängt von keiner spirituellen oder intellektuellen Ursache ab, sondern allein von einer Harmonie mit der Natur und dem Leben, es ist eine Art Gleichgewicht im materiellen Wesen. Wenn diese Hülle stark ist, geht es den Leuten fast immer gut und sie haben Erfolg in ihrem Handeln – keine intellektuellen Erfolge, aber wenn sie arbeiten, gelingt es, wenn sie jemanden treffen möchten, begegnen sie ihm. Dinge dieser Art.

Dies muss das Umfeld-Bewusstsein sein.

 

Durch diese Hülle finden die Kontakte mit den Anderen statt?

 

Ja, ich glaube schon! Mein Kind, für jemanden, der empfindlich ist, wird es genau deshalb unerträglich, gedrängt in einer Menge zu sein, einer gegen den anderen gepresst – da wird alles vermischt, und deshalb ist es schrecklich. Man hat das Gefühl eines erstickenden Eindringens, als dringe man in eine Umgebung, die man sich nicht ausgesucht hat!…“

(Mutters Agenda, 5. August 1961)

 

 

Manche Menschen weichen instinktiv einen oder zwei Schritte zurück, wenn jemand ihnen zu nahe kommt oder sie unaufgefordert berührt. Das Gegenüber macht das meist nicht bewusst, es ist eine Sache des Temperaments.  

Größere Menschenansammlungen sind etwas, was man auf diesem Weg vermutlich früher oder später ohnehin meidet aufgrund der zunehmend Sensitivität des Körpers.  

Ich kenne dieses Gefühl auch und finde es unangenehm, wenn jemand in meinen Schutzkörper eindringt. Er reagiert inzwischen sehr sensibel auf die Umwelt. Aber man lernt, damit umzugehen, wenn man sich unter die Menschen begeben muss, zum Beispiel beim Einkaufen. Man schlängelt sich sehr geschickt und "unsichtbar" durch. 

Zahnarztbesuche bleiben jedoch – nicht nur aus diesem Grund – eine besondere Herausforderung. 😏

Sich seines unsichtbaren Schutzkörpers immer wieder bewusst zu werden, ihn sich vorzustellen wie ein von außen undurchdringliches Ei aus weißem, göttlichen Licht, in dem wir sicher und geborgen sind, hat nichts mit "Einbildung" zu tun. Diese Visualisierung ruft uns nicht nur ins Bewusstsein, dass wir einen haben und dass er verletzlich ist – was an sich schon dazu beiträgt, dass wir uns schützen. Sich an das göttliche Bewusstsein zu wenden und um Schutz zu bitten, ist eine legitime und vollkommen praktisch wirksame Methode.    

Mit etwas Übung kann man es sich zur neuen Gewohnheit machen, aus dem Inneren seines Eis nach draußen zu blicken und wahrzunehmen. Man muss nicht in jede Nachricht oder Szene vor den Augen förmlich hineinkriechen und sich emotional triggern lassen.

Den Unterscheid erfühlt man schnell. Man bleibt bei sich und verstreut sich nicht in tausend Details und Einflüssen, die an einem zerren und uns schwächen. 

 

 

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